two coins

two coins, 2019

Material: Material: two coins, railroad

Größe: 63 x 53cm (gerahmt)

Dem Wesen von Fälschung und Betrug ist zu eigen, dass sie – zumindest für einen Moment – zum überzeugenden, gültigen Teil unseres gewohnten Alltags werden. Wäre dies nicht der Fall, könnten sie nicht funktionieren. Die falsche Münze sieht aus wie die echte, der falsche Neffe an der Tür benimmt sich so zuvorkommend, wie wir es uns vom „echten“ wünschen würden. Dieses Eindringen in unsere Lebenswirklichkeit bedingt den Ärger und die Frustration im Moment der Entdeckung. Fälschung und Betrug machen uns angreifbar und verletzlich. Zugleich bedienen sie Bedürfnisse und Sehnsüchte.

Rainer Noebauer-Kammerer unterzieht einen alltäglichen „Betrug“ (war es einer?) einem aufwendigen Ästhetisierungs- und Kontextualisierungsprozess, der in zwei Richtungen geht. Einerseits präsentiert der Künstler eine durch die Dokumentation der technischen Eigenschaften der Münzen dargelegte eindeutige Richtigstellung von „echt“ und „falsch“. Andererseits unterzieht er beide Münzen einer aggressiven Veränderung (ein Zug fährt über sie), die jegliche Unterschiede unkenntlich macht. Damit treibt er den für jeden Betrug wichtigen Aspekt der äußeren Angleichung auf die Spitze. Der Abgleich zwischen Original und Fälschung wird im Augenblick der Zerstörung obsolet. Allerdings werden beide Münzen unbenutzbar und verlieren ihren Wert. Durch die hochwertige Rahmung und Ausstellungspräsentation wird der kleine Betrug zum Zentrum einer museal aufgewerteten „Erzählung“. Text Dr.phil. Georg Wilbertz, MA

Ausstellung „DE JURE“ Künstlerische Positionen zu Recht, Prozess, Urteil und Strafe
Landesgericht Linz. Fadingerstraße 2, 4020 Linz